Eingewöhnung

„Eine sorgfältige, kindgerechte Gestaltung der Eingewöhnung ist ein deutliches Qualitätsmerkmal der Tagespflege” (Weiß et al., 2008, Modul 6, S.4).

Bei uns im Waschbärbau legen wir sehr viel Wert auf eine gute und individuelle Eingewöhnung, da diese grundlegend für die Bildung einer guten Bindung, Vertrauen und gelingenden Tagespflege ist.
Vor allem für Kinder bis zum vollendeten dritten Lebensjahr, ist der Übergang in die Tagespflege meistens ein ungewohntes und einschneidendes Ereignis, da sie oft zum allerersten Mal in einer ihnen fremden Umgebung betreut werden. Für eine erfolgreich gelingende Tagespflege, ist die Entstehung einer vertrauten und engen Beziehung zwischen dem Tageskind und der Tagespflegeperson existenziell. Besonders wenn bedacht wird, dass eine neue und unbekannte Umgebung und Situation durchaus herausfordernd und beängstigend auf das Kleinkind wirken kann. In solchen Situation benötigen Kinder Bindungspersonen, die wie „Basisstationen” fungieren und bei denen sie sich auf Schutz und Unterstützung verlassen können (vgl. Weiß et al., 2008, Modul 6, S.4).

Um diesen Übergang zu erleichtern setzen wir auf eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern. Erfahrungsgemäß bedarf es einer Eingewöhnungszeit von zwei bis maximal vier Wochen, denn ein bestmöglicher Übergang benötigt vor allem Zeit. Dies ist aber auch von Kind zu Kind sehr individuell abhängig, da jedes Kind sein eigenes Tempo der Eingewöhnung hat.
Bei Gestaltung der Eingewöhnung orientieren wir uns am Berliner Eingewöhnungsmodell, welches sich auf die Bindungstheorie von John Bowlby stützt (vgl. Laewen et al., 2006). Die Grundlage des Modells ist die Beachtung der Bindung des Kindes an seine Mutter und der unterschiedlichen Bindungsqualitäten (vgl. Braukhane et al., 2001, S.5-9).

Das von uns angewandte Modell lässt sich in grob in drei verschiedene Phasen unterteilen:

1. Grundphase (die ersten drei Tage)

In dieser Phase wird das Vertrauen zum Kind langsam aufgebaut. Das Kind sollte zunächst nur wenige Stunden zu uns kommen und in Begleitung von einer ihm vertrauten Person. In der Regel sind diese Personen Mama oder Papa, aber auch Oma oder Opa können einspringen, falls dorthin ebenfalls eine gute Bindung besteht. Die Anwesenheit einer Vertrauensperson bietet die nötige Sicherheit um uns und die anderen Kinder kennenzulernen. Zu beachten ist, dass die vertraute Person eine beobachtende Rolle einnimmt und sich im Hintergrund aufhält.

2. Stabilisierungs- Trennungsphase (ab dem vierten Tag)

In dieser Phase werden wir versuchen, spielerisch Kontakt zum Kind aufzunehmen. Besonders hilfreich ist hier natürlich die enge Zusammenarbeit mit den Eltern, da diese ihr Kind am besten kennen. Informationen über Interessen oder Eigenheiten können dazu schon im Anmeldegespräch kommuniziert werden. Wichtig ist außerdem, dass sich die Vertrauensperson in dieser Phase nur noch passiv verhält und die Interaktion hauptsächlich zwischen uns, den anderen Kindern und dem Kind stattfindet. In dieser Phase kommt es zum ersten Trennungsversuch. Die Eltern verabschieden sich und verlassen den Raum für etwa eine halbe Stunde. Reagiert das Kind positiv auf diese Trennung und lässt sich beruhigen, können die Zeiträume des Aufenthalts und der Trennung Schritt für Schritt vergrößert werden.

3. Schlussphase

Die Eingewöhnung ist abgeschlossen, wenn das Kind ein erstes emotionales Vertrauensband zur Tagespflegeperson geknüpft hat. Das Kind protestiert eventuell anfangs noch etwas, lässt sich aber trösten. Eltern halten sich in dieser Phase nicht mehr in der Nähe auf, sollten aber jederzeit erreichbar sein um in bestimmten Situationen da zu sein. In der Eingewöhnung sind Gespräche und eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern essentiell, da sie ihr Kind auf der einen Seite am besten kennen und es auf der anderen Seite durchaus auch zu Ängsten und Unsicherheiten der Eltern kommen kann, wenn sie ihr Kind in fremde Hände geben.

Diese Gefühle und Ängste können am ehesten in persönlichen Gesprächen überwunden werden.